Quelle: Neue Westfälische (Matthias Foede / Gregor Winkler) | 05.01.15
Oberligist TuS Spenge landet Premierensieg. Landesligist TuS Brake ist die positive Überraschung / TuS 97 blamiert sich / TSG scheitert schon in der Vorrunde. Aller guten Spenger Dinge sind vier. Es war die vierte Finalteilnahme für den Oberligisten aus dem Herforder Kreis – und diesmal holten die Schützlinge von Heiko Holtmann und Heiko Ruwe den Pott. Der deutliche 19:8-Erfolg im Finale gegen den TuS Brake war clever herausgespielt. Erstmals seit Bestehen des Turniermodus? geht der Pokal damit an ein Team aus Herford.
Dass ausgerechnet das Endspiel gegen Landesligist TuS Brake recht einseitig verlief, war weniger nach dem Geschmack der rund 1.000 Zuschauer. Die Mehrheit der Fans stand auf Seiten der Bielefelder. Die waren mit einer vorbildlichen Einstellung und eindrucksvollem Kampfgeist bis ins Endspiel gestürmt. Dabei hatten sie Titelverteidiger TuS 97 mit einem 13:12 in der Endrunde geradezu gedemütigt.
Brakes Keeper Tobias Trautmann hatte schon nach dem 7:7-Auftaktremis gegen CVJM Rödinghausen und vor der Partie gegen den Titelverteidiger in Zweckoptimismus gemacht. „Dann schlagen wir eben Jöllenbeck und stehen mit einem Bein im Finale“, meinte Trautmann bierernst. Zur Überraschung aller setzten die Braker die Vorgabe ihres Keepers anschließend um und gewannen verdient gegen den großen Favoriten.
Schon in der Vorrunde hatten die Braker sich bereits ohne Verlustpunkt gegen Landesliga-Tabellenführer Bünde/Dünne, EGB Bielefeld und den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck III durchgesetzt. Dem Endrundenerfolg gegen den TuS 97 folgte ein Siebenmeterwerfen gegen Rödinghausen, weil das Spiel in der Endrunde unentschieden ausgegangen war. Nachdem Rödinghausens Rene Schlums gepatzt hatte, schoss Toni Lippert seinen TuS mit dem fünften Siebenmeter ins Finale. Doch in jenen letzten zwanzig Minuten des Turniers war der Braker Akku leer. Jan Ober, der bis dahin überragende Spielmacher, saß verletzt draußen. Coach Daniel Kunz hatte kaum noch Alternativen. „Wir waren im Kopf müde. Aber ich bin sehr stolz auf das Team. Wir haben ein tolles Turnier gespielt“, lobte der Trainer, der schon nach dem Siebenmeterwerfen vor Aufregung zitternd zunächst mal vor die Halle musste.
Am Ende stand der verdiente Sieger, denn der TuS Spenge musste sich schon in der schwersten Vorrundengruppe gegen zwei Verbandsligisten sowie Bezirksligist und Gastgeber Löhne durchsetzen. Der CVJM Rödinghausen trotzte dabei den Spengern ein 10:10-Remis ab. Mit dem Schlusspfiff traf ausgerechnet der Ex-Spenger Christoph Mylius per Siebenmeter. Es blieb Spenges einziger Verlustpunkt im gesamten Turnier. Im Finale hatten die Herforder dann leichtes Spiel.
Zwar ging Brake durch Christian Junker mit 1:0 in Führung, doch anschließend ließ die Spenger Deckung wenig zu. Der Oberligist konterte den engagiert kämpfenden Landesligisten aus. Trainer Holtmann verkündete strahlend: „Wir haben heute um Klassen besser gespielt als gestern. Wir haben eine gute Deckung gestellt und sind Gegenstöße gelaufen, so wie man das bei der kurzen Spielzeit machen muss.“ Es war ein Favoritensieg, der bei der diesjährigen Auflage des Kreispokals nicht zu erwarten war. Die Überraschungen häuften sich. Nachdem Seriensieger TSG das Überkreuzspiel verloren hatte (siehe Text rechts), blamierte sich in der Endrunde auch der TuS 97 mit zwei Niederlagen. „Das ist schon in Ordnung so. Das waren gute Ansatzpunkte für das Training in der kommenden Woche. Da werden sich einige warm anziehen müssen“, grantelte Trainer Walter Schubert – man möchte nicht in der Haut einiger seiner Spieler stecken.
Landesligist EGB Bielefeld, vielfacher Endrundenteilnehmer, blieb bereits in der Gruppenphase der Vorrunde hängen, während EGB II immerhin das Überkreuzspiel erreichte, wo es an Brake scheiterte. Ebenfalls im Überkreuzspiel (gegen Spenge) blieb Bezirksliga-Tabellenführer HT SF Senne hängen. „Das war so, wie ich es vorhergesagt hatte. Wir wollten wenigstens gegen zwei höherklassige Mannschaften antreten“, meinte Trainer Matthias Wieling.
Dass der TuS Spenge II noch in die Endrunde einzog, hatte selbst Spenges Urgestein Horst Brinkmann nicht vorausgeahnt. Der hatte von Löhne aus fleißig per Ferndiagnose gerechnet, und ein Überkreuzspiel gegen den TuS 97 vorhergesagt. Dann schlug die TSG Altenhagen-Heepen II aber den TuS 97 II, wodurch der Verbandsligist aus Jöllenbeck nur Gruppenzweiter wurde und gegen die eigene erste Mannschaft ins Überkreuzspiel musste. So kam Spenge II als Gruppensieger mit Kreisligist Enger zum deutlich leichteren Gegner.
Ein erkennbarer Trend zeichnete sich in diesem Jahr ab: Fast komplette Jugendmannschaften liefen auf. Der TuS 97 III etwa bestand zu rund Dreiviertel aus der A-Jugend – inklusive Trainer Aki Streu. Auch Thorsten Lampe setzte bei seinem VfL Herford auf den Nachwuchs.